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03.04.2015

Von der Heuristik lernen. Warum Zahlen und Statistiken Managern allein nicht helfen.

Manager müssen Entscheidungen treffen. Das ist keine einfache Aufgabe hinsichtlich vieler Berater mit unterschiedlichen Meinungen, vieler Ansprüche von verschiedenen Seiten (Vorgesetzte, Mitarbeiter, Kunden, Stakeholder) sowie weitreichender Konsequenzen. Deshalb werden häufig große Datenmengen, betriebliche Kennzahlen, statistische Analysen etc. zu Rate gezogen. Aber: Alle verfügbaren Informationen zu berücksichtigen, ist eine Mammutaufgabe und nicht zwangsläufig erfolgversprechend.

homo oeconomicus versus homo heuristicus

Was heutzutage vielfach von Managern und Führungskräften erwartet wird, entspricht dem Menschenbild des homo oeconomicus. Ein „ökonomischer Mensch” handelt nach dem Rationalprinzip. Er berücksichtigt alle relevanten Informationen, bewertet und analysiert diese und wählt dann den Weg, der den größten Nutzenwert verspricht. Bei dieser Form des Risikomanagements besteht allerdings folgendes Problem: Jede Prognose für die Zukunft ist mit einer gewissen Unsicherheit behaftet. Unter dieser Voraussetzung kann eine reine Datenanalyse keine optimalen Entscheidungen gewährleisten.

Die Alternative zum homo oeconomicus stellt der homo heuristicus dar. Er arbeitet nach dem Prinzip der Heuristik, die Entscheidungsfindungen verkürzt: Schlussfolgerungen werden ohne komplizierte und langwierige Informationsverarbeitung gezogen. Der homo heuristicus reduziert Komplexität, in dem er auf Erfahrung und Intuition setzt.

Viel hilft nicht immer viel

Die Heuristik ist eine alte Disziplin. Sie verkürzt kognitive Operationen, mit deren Hilfe Ergebnisse erzielt werden, ohne komplizierte und vergleichsweise langwierige Algorithmen einsetzen zu müssen. Wichtige Wegbereiter der Heuristik waren der Philosoph, Mathematiker und Naturwissenschaftler Descartes sowie der Theologe, Philosoph und Pädagoge Schleiermacher.

Rene Descartes entwickelte 1637 eine frühe Methodologie, die auf dem Vermögen der Intuition basiert.

Friedrich Schleiermacher erforschte Heuristik im frühen 19. Jahrhundert und förderte sie als eigene Wissenschaft neben der Logik. Er entwickelte eine konkrete Denkpraxis zum Finden neuer Erkenntnisse.

Kurz gesagt: Die Heuristik setzt auf intuitive Lösungswege und macht aus weniger mehr! Moderne Heuristiktypen bieten den Vorteil, dass sie zeit- und ressourcensparend zu Ergebnissen führen, die in den meisten Situationen eine hinreichende Güte besitzen. Viele Wissenschaftler unterschiedlichster Disziplinen nutzen heute heuristische Methoden. Vieles spricht dafür, Heuristiken auch im Management und Controlling anzuwenden. Denn: Für gute Antworten und tragfähige Entscheidungen muss man die richtigen Fragen stellen!

Diese grundlegenden Heuristiken zeigen, wie es geht:

Generalisierung: Bringt mich der Übergang von einem Objekt zu einer ganzen Klasse von Objekten weiter?

Spezialisierung: Hilft es mir, wenn ich zunächst einen leichteren Fall löse?

Analogie: Ist mir ein ähnliches Problem bekannt?

Variation: Kann ich die Problemstellung anders formulieren?

Rückwärtssuche: Hilft es mir, wenn ich beim gewünschten Ergebnis anfange? Welche Wege können mich zu diesem Ziel führen?

Teile und herrsche: Lässt sich das Problem in leichter lösbare Probleme zerlegen?

 

Heuristische Wege zum Ziel

Was wir von der Heuristik lernen können:

  • Vertraue nicht uneingeschränkt der vermeintlichen Sicherheit komplexer Zahlen, Daten und Fakten.
  • Traue dich, Informationen zu ignorieren, und auch mit weniger Wissen zu entscheiden.
  • Stelle die richtigen Fragen.
  • Höre auf das Bauchgefühl von Experten und folge deinem Instinkt.
  • Sei kreativ und mutig, gewohnte Denkbahnen zu verlassen.