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08.12.2016

Nicht nur eine Frage der Technik: Die Herausforderungen der Digitalisierung für die Unternehmens- und Personalentwicklung.

Überlegungen anlässlich der Diskussionsveranstaltung „Verantwortung in einer neuen Ära. Die Digitalisierung der Wirtschaft.” im Oktober 2016 in der „Katholischen Akademie DIE WOLFSBURG” in Mülheim an der Ruhr.

Die Digitalisierung ist nicht mehr aufzuhalten. Wir sind längst auf dem Weg zur smarten factory, zum Internet der Dinge, zur Industrie 4.0. Und es stellt sich auch nicht die Frage, ob wir bei der digitalen Revolution mitmachen oder nicht – wir stecken bereits mittendrin. Auf den Straßen sind die ersten selbstfahrenden Autos unterwegs, Maschinen bestellen sich selbständig Ersatzteile, der Kühlschrank ordert Milch und in einem Tempel in Peking versucht ein Roboter-Mönch, den Besuchern den Glauben näher zu bringen.

Was heißt das alles für uns? Ein Strukturwandel ist nichts Neues und technologische Fortschritte haben die Menschen oft am Anfang verunsichert. Was ist also dieses Mal anders?

Es ist zum einen sicher die Geschwindigkeit, die Komplexität und die Globalität, die viele Menschen ängstigt. Die weltweite Vernetzung ist für viele nicht mehr durchschaubar und nachvollziehbar. Außerdem stellt sich bei den erhobenen Datenmengen und bei selbstlernenden Robotern die Frage nach der Verantwortung, sowohl bezüglich der rechtlichen Haftung als auch hinsichtlich moralischer Maßstäbe. Ulrich Grillo, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, betonte während der Diskussionsveranstaltung ausdrücklich, dass das ethische Fundament vor dem technologischen Fortschritt stehen muss, da nur Menschen und keine Maschinen Verantwortung übernehmen können.

Unter dem Stichwort Digitalisierung gibt es viele Themen und Aspekte, die man lang und breit und kontrovers diskutieren kann. Deshalb beschränke ich mich an dieser Stelle darauf, was die Digitalisierung für die Unternehmens- und Personalentwicklung bedeuten kann.

Chancen und Gefahren von Deskilling

Als Deskilling wird der Wegfall von Fachkräften für bestimmte Aufgaben aufgrund neuer Technologien bezeichnet. Viele Tätigkeiten von ausgebildeten Arbeitern könnten künftig von Robotern übernommen werden, was vermutlich einige Jobs kosten wird. Aber wird es wirklich menschenleere Fabrikhallen geben?

Man kann die Digitalisierung auch positiv und in erster Linie als eine neue Form der Kommunikation und Produktion betrachten. So formulierte es Dr. Overbeck, Bischof von Essen, in der Katholischen Akademie. Das würde bedeuten, dass sich die Quantität und Qualität von Arbeit ändert, aber nicht, dass sich der Mensch überflüssig macht.

Sicher werden sich neue Berufsbilder entwickeln und Unternehmen müssen sich in Frage stellen und neu denken. Das allein ist aber nichts Neues und noch kein Grund zur Sorge.

Digitalisierung als Führungs- und Kulturthema

Die Technik ist größtenteils schon da, aber es braucht mehr, um aus intelligenter Technik erfolgreiche Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln. Die Software ist das eine, menschliche Ideen und gutes Teamwork das andere. Aus diesen Gründen ist für mich als Unternehmens- und Personalentwicklerin die Digitalisierung auch kein „Schreckensbild”, sondern ein spannendes Führungs- und Kulturthema! Die Digitalisierung wird in vielen Unternehmen zu Neuorientierungen, -ausrichtungen und -strukturierungen führen. Das erfordert eine intensive Begleitung und Schulung der Mitarbeiter. Vielerorts wird auch das Beziehungsgefüge von Arbeitgeber und -nehmer neu definiert werden. Arbeit findet immer weniger zur gleichen Zeit und am gleichen Ort statt. Die Technik schafft neue Möglichkeiten, was aber wiederum adäquate Regeln für Arbeitsprozesse und Führungsstrategien erfordert.

Gelingt ein angstfreier Umgang mit künstlicher Intelligenz und begreifen wir das Digitalzeitalter auch als Chance für die Arbeitswelt, können sich Unternehmen und Mitarbeiter aktiv und kreativ auf die Entwicklungen einstellen und mit ihnen Schritt halten!